Neue Waffenruhe stoppt Armeevorstoß in Nord-Hama

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Überraschend erklärte die syrische Regierung eine neue Waffenruhe für die Region von Nord-Hama und Idlib unter gewissen Bedingungen für die syrische Opposition. Diese neue Waffenruhe folgt damit etlichen, vorausgegangenen Verhandlungen und besonders der Diplomatie der Türkei und Russlands, die sich ebenfalls vor einem Jahr auf eine Waffenruhe einigten, welche aber wie üblich nicht lange anhielt. Unter den neuen Bedingungen finden sich schwerwiegende Forderungen für die Opposition, wie den Abzug schwerer Waffen und den Rückzug auf bis zu 20 Kilometer hinter den Frontlinien, um damit eine „entmilitarisierte Zone“ zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz erklärten viele islamistische Gruppen ihre Bereitschaft dazu, ohne irgendwelche Rückzüge durchzuführen.

Die neue Waffenruhe ist die Wiederaufnahme der Sotschi-Vereinbarung, welche zwischen Russland und der Türkei ausgehandelt wurde und einen etwa 15 bis 20 Kilometer breiten, entmilitarisierten Streifen im Oppositionsgebiet vorsieht. Trotz des enormen Nachteils für die Islamisten erklärten sich die stärksten Milizen wie die pro-türkische Nationale Befreiungsfront oder Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat Fateh al-Sham und al-Nusra) zur Beteiligung an der Waffenruhe bereit. Jedoch wird es an der praktischen Umsetzung scheitern, wie in der Vergangenheit werden radikalere Elemente den Frieden ablehnen und die Regierung angreifen (so trafen Raketen bereits mehrere, von der Regierung kontrollierte Orte in Hama und töteten dabei zwei Zivilisten). Zudem wird es wohl keinen Truppenabzug und entmilitarisierte Zone geben.

Letzten Endes sorgt die neue Waffenruhe für Rätselraten, befanden sich die syrischen Streitkräfte derzeit auf dem Vormarsch und würden dementsprechend durch neue Verhandlungen nur ausgebremst werden. Auch scheiterte exakt dieser Plan bereits vor mehreren Monaten und führte teilweise zu den brutalsten Gefechte, in der Friedenszeit können sich aber nun die Islamisten erholen und neu gruppieren, nachdem sie Hunderte Tote und Dutzende zerstörte Fahrzeuge als Verluste erlitten. Diese diplomatischen Deals zwischen Russland und der Türkei verhindern die groß angelegte Offensive auf die letzte Provinz Idlib, ohne die ein langfristiger Frieden in Syrien nicht möglich ist.

An den Tagen vor der Waffenruhe befand sich die syrische Armee auf dem Vormarsch in Nord-Hama und konnte mehrere kleinere Orte erobern und bis an die Dörfer al-Zakah und al-Arabaen vorstoßen. Dabei erbeutete die syrische Armee mehrere Transport- und Kampfpanzer von Tahrir al-Sham. Die selbe Organisation schickte noch am Tag vor der Waffenruhe einen SVBIED (von einem Selbstmordattentäter bediente Autobombe) auf Armeestellungen in dem neulich eroberten Dorf al-Hasraya. Dabei stießen sie auf vermehrten Widerstand, besonders die in der Region entstandene islamistische Miliz „Jaish al-Izzah“ soll Dutzende Verluste erlitten haben und setzt derweil mehrere Kampfpanzer ein. Die umliegenden Städte wie al-Zaka, al-Lataminah oder Kafr Zitah gehören zu den Hochburgen von Jaish al-Izzah und werden wahrscheinlich auch stark verteidigt werden.

Russland und die Türkei einigten sich im letztem Jahr gemeinsam auf eine etwa 15 bis 20 Kilometer breite „demilitarisierte Zone“ entlang der Frontlinien in den Provinzen Idlib, Hama und Aleppo. Diese Pufferzone soll eine militärische Eskalation der derzeitigen Situation in Idlib verhindern, die letzte von der Opposition bzw. Islamisten gehaltene Provinz in Syrien. Die Kontrolle sollen dann türkische und russische Patrouillen in einem Gebiet übernehmen, welches vom Latakia-Gebirge bis an die Großstadt Aleppo reicht. Mit diesen Verhandlungen konnten beide Länder eine lange vorbereitete und angekündigte Großoffensive der Syrisch-Arabischen Armee zumindest vorerst aufhalten. Ob der neue Deal ebenfalls türkische Observierungspunkte vorsieht, ist unklar.

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