Islamischer Staat verstärkt Aktivitäten in Idlib

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Kämpfer von Tahrir al-Sham stürmen ein Haus bei Idlib, in dem sich Anhänger des IS aufhalten sollen

Obwohl der Islamische Staat keine Gebiete in der nordwestlichen Provinz Idlib kontrolliert, konnte er in den vergangenen Wochen und Monaten seine Präsenz rapide in den instabilen und von verschiedenen islamistischen Gruppierungen beherrschten Gebiete von Idlib ausbauen und attackiert inzwischen andere Organisationen mithilfe von Attentaten, Sprengstoffen und Überfällen. Die faktische Waffenruhe mit der syrischen Regierung führt zum Aufstieg noch extremistischer Gruppen wie dem Islamischen Staat oder al-Qaida-Anhänger Hurras al-Din. Es ist unwahrscheinlich, dass die alteingesessenen Islamisten von Tahrir al-Sham oder Jabhat Tahrir Suriya diese aufbegehrenden Kräfte langfristig behindern können, ein neuer Machtkampf droht.

Die neue Reihe von Aktivitäten begann am 6. Juli, wo die dem Islamischen Staat nahe stehende Nachrichtenagentur AMAQ von einem erfolgreichen Anschlag nahe der Stadt al-Dana durch Schläferzellen berichtet, wobei mindestens zwei Kämpfer anderer Organisationen getötet wurden. Einen Tag später berichtet man vAttentat   ein Mitglied von Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat al-Nusra und Fateh al-Sham) in Saraqib und veröffentlichte zudem ein Video welches den Angriff in al-Dana bestätigt. Nur zwei Tage später gab es wiederum neue Anschlagberichte auf einer Straße zwischen Idlib und Ariha, die durch Bilder bestätigt werden konnten, gefolgt von dem Einsatz einer Autobombe in Jisr al-Shoughur auf Mitglieder von Tahrir al-Sham. Der größte Coup stellt wohl ein Überfall beim Dorf Aykardah dar, bei dem angeblich zehn Spezialeinheiten von Tahrir al-Sham getötet wurden.

Dieses Wiedererstarken der Terrormiliz in der Provinz Idlib ist überraschend, vor allem da in den Wochen zuvor verschiedene Oppositionsgruppierungen Säuberungsaktionen durchgeführt haben. Beispielsweise fand man in und um den Städten von Idlib und Sarmin mehrere Schläferzellen, die man versuchte auszuradieren. Dabei kam es unter anderem auch zu ernsthaften Häusergefechten, an dessen Ende die IS-Kämpfer aber unterlegen. In den verschiedenen Wohnungen fand man Bauteile für verschiedene Sprengstoffarten, Minen, Waffen, ATGMs und viele Sprengstoffgürtel. Bei diesen Erstürmungen wurden etwa zehn Mitglieder getötet, 20 festgenommen und Einige sprengten sich vor der Festnahme in die Luft. Anlass für diese Säuberungsaktionen waren die öffentlichen Exekutionen von einigen Aufständischen, die für den IS medial typisch durch Enthauptungen in orangenen Overalls inszeniert wurden.

Der Islamische Staat hatte schon immer eine kleine Präsenz in der Provinz Idlib, in den ersten Jahren sogar ohne irgendwelche Probleme da der IS damals Bestandteil der Opposition in ganz Syrien war. Zu den bekanntesten Taten damals zählte wohl die Fällung eines 150 Jahre alten Baumes nahe der Stadt Atmah, der angeblich von den Einwohnern verehrt wurde. Seitdem kam es zwar immer wieder zu Anschlägen, jedoch nie zu größeren Ereignissen. Man erhofft sich wohl von den neuen Aktivitäten neue Unterstützung in der ohnehin radikalisierten Bevölkerung vor Ort in der Hoffnung, möglicherweise nochmal ein Kalifat in Idlib etablieren zu können.

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