Syrische Armee geht gegen den Islamischen Staat in Südsyrien vor

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IS-Medien veröffentlichen mehreren Bilder der anhaltenden Verteidigung im Yarmouk-Tal

Auch wenn die Opposition in den südsyrischen Provinzen Dara’a und Quneitra vernichtend geschlagen wurde, dauert die Militäroperation der Syrisch-Arabischen Armee und verbündeter Milizen in diesem Teil des Landes weiter an. Der neue, alte Feind nennt sich in diesem Falle Islamischer Staat, welcher sich in der südwestlichsten Ecke des Landes verschanzt hat. In einem etwa 50km² großen Gebiet an der jordanischen und israelischen Grenze kontrolliert die einst unter dem separaten Namen bekannte „Jaish Khalid bin-Walid“ mehrere Städte und Dörfer und konnte in Folge der Kapitulation der Rebellen erneut weitere Orte erobern. Nun intensivieren sich die Kämpfe zwischen IS und der Armee um ein kleines Stück Land, welches für Reibereien zwischen Israel und Syrien sorgt.

Besonders an der nördlichen Frontlinie können die syrischen Streitkräfte Erfolge erzielen und inzwischen fast alle Dörfer wiedererobern, die noch vor wenigen Tagen vom Islamischen Staat von den Aufständischen übernommen wurden, darunter Mahar, Rafid, Rasem Zaerurat, Ghadir Bustan, Abu Tynt, und Umm Luqas. Die verbliebenen IS-Kämpfer zogen sich aus dem Gebiet zurück, hinterließen aber viele Sprengfallen und Minen in den Häusern. Bei diesen Gefechten kann die Armee auch auf die Einwohner vor Ort zählen, die noch wenige Wochen zuvor Rebellenkämpfer waren. Die Terrormiliz kontrolliert nur noch zwei weitere Ortschaften in der Provinz Quneitra, der Rest befindet sich in Dara’a.

Wesentlich problematischer für die syrischen Kampfverbände erweist sich der Hügel Tall al-Jomou auf dem Weg zur größten, unter der Kontrolle des IS stehenden Stadt Tasil. Nach eigenen Angaben konnten die Dschihadisten mehrere Vorstöße auf die Verteidigungspositionen auf dem Hügel erfolgreich abwehren und dabei Dutzende Soldaten töten. Trotz der immer stärker werdenden Bombardierung durch Russland und die Regierung, inzwischen Dutzende Luftschläge täglich, konnte man dort keinen Meter voranschreiten. Diese Luftschläge könnten aber zukünftig stark eingeschränkt werden, nachdem Israel einen Kampfjet während einer Anti-IS-Mission abgeschossen hat, welcher angeblich „israelischen Luftraum“ (sprich die von Israel kontrollierten Golanhöhen) verletzt hatte.

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Einwohner von Quneitra feiern die Rückkehr der syrischen Regierung

Mit der Wiederoberung Südsyriens kontrolliert die Opposition nämlich nur noch eine größere Region: Idlib. Die von dschihadistischen Kräften wie Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat al-Nusra und Fateh al-Sham) oder Tahrir al-Souriya dominierten Gebiete agieren faktisch als türkisches Protektorat, die türkischen Streitkräfte erreichten mehrere Militärbasen entlang den Frontlinien mit der syrischen Armee unter der Legitimation, die mit Russland und dem Iran ausgehandelte „Deeskalationszone“ zu überwachen. Nach der Evakuierung der Städte Fuah und Kafraya mitten in Idlib fällt für die Regierung eine Legitimation dafür weg, in Idlib intervenieren zu können. Es bleibt abzuwarten wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird.

Der Süden Syriens gilt als der „Geburtsort“ der Revolution, als im Frühling 2011 die Proteste  in der gleichnamigen Provinzhauptstadt Dara’a starteten und von dort aus sich verbreiteten. Seit einigen Tagen steht die zuvor für mehrere Jahre geteilte Stadt wieder vollständig unter der Kontrolle der Regierung, symbolisch dafür wurde im Viertel Daraa al-Balad bei der al-Omari-Moschee die Flagge der Arabischen Republik Syrien gehisst, wo die ersten Demonstrationen starteten. Die Opposition war bis auf die israelische Grenzregion vergleichsweise moderat, verschiedene Gruppierungen beriefen sich noch auf die Freie Syrische Armee. Auch deswegen konnte früh Frieden geschlossen und somit weiteres Leid für die Zivilbevölkerung verhindert werden.

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