Herrschaftswechsel für Afrin

Die kurdische Enklave Afrin im äußersten Nordwesten Syriens war lange Zeit ein Hort des Friedens und der Stabilität inmitten eines Krieges, welcher Jahr zu Jahr andauerte und niemals zu enden schien. Unter der Schirmherrschaft der kurdischen Selbstverteidigungskräfte (YPG) und mit der Unterstützung Russlands und der syrischen Regierung konnten sie ein weitgehend unbescholtenes Leben führen, trotz der Präsenz rivalisierender islamistischer Kräfte in der Umgebung der Region. Dies änderte sich, als im Jahre 2018 die Türkei unter der Zusammenstellung eines pro-türkischen und bisweilen islamistischen Milizenbündnisses die Kurden aus der Region gewaltsam vertreiben und eine Marionettenregierung einsetzen konnte. Nun gibt es zum wiederholten Male einen Herrschaftswechsel – diesmal übernimmt die in Verbindung zu al-Qaida stehende Gruppierung Tahrir al-Sham das Kommando, welche bereits über die letzte oppositionelle Provinz Idlib herrscht. Stillschweigende Unterstützung erhalten sie dabei durch die Türkei.

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Türkei droht neue Militäroffensive gegen Kurden

So würde der von der Türkei kontrollierte, 30km breite Gebietsstreifen an der Grenze am Ende der Operation aussehen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte vor wenigen Tagen mit einer neuen Militäroperation gegenüber dem arabisch-kurdischen Milizenbündnis der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) in Syrien, welche immer wieder für regelmäßige Angriffe und Anschläge auf türkische Truppen im Norden des Landes verantwortlich gemacht werden. Zusammen mit ihren islamistischen Stellvertretern könnten sie somit jenes Szenario wiederholen, welches bereits die Regionen von Afrin und Ras al-Ayn erleben mussten: Zerstörung und die darauffolgende Vertreibung der kurdischen Bevölkerung zugunsten der Ansiedelung syrisch-arabischer Flüchtlinge, die Türkei treibt also permanent einen demographischen Wandel voran. Während es bisher keine Indikatoren für eine tatsächliche Umsetzung gibt, muss diese Drohung im Hintergrund der aktuellen Entwicklungen gesehen werden: Die Türkei blockiert den NATO-Beitritt der skandinavischen Länder und agiert nur zögerlich bei Russlandsanktionen. Im Gegenzug dafür erwartet die Türkei Zugeständnisse für ihre eigenen Interessen, die man ebenfalls für die kommenden Parlamentswahlen ausnutzen kann.

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Internationale Rehabilitation der syrischen Regierung beginnt

Am letzten Freitag kam es im Hintergrund des Ukrainekrieges zum ersten internationalen Treffen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assads in einem arabischen Land seit elf Jahren, also seit dem Ausbruch des syrischen Konfliktes. Dabei handelt es sich wohl nicht um einen isolierten Schritt der Vereinigten Arabischen Emirate, vielmehr ist es der erste Schritt eine wohl langfristig orchestrierten Rehabilitierung der syrischen Regierung zumindest regional, wenn nicht sogar international. Aus den USA gibt es bereits Kritik zu hören, jedoch bleiben die ursprünglich angedrohten Sanktionen aus. Im kommenden Zeitraum könnten weitere Länder dem Vorbild der VAE folgen, was vor allem zweierlei zeigt: Die Alternativlosigkeit der syrischen Regierung als Repräsentant Syriens und den ständig ändernden Allianzen im Nahen Osten.

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Syrische Kämpfer für den Ukrainekrieg?

Anschuldigungen und Gerüchte zwischen der Ukraine und Russland unterbreiten den Verdacht, dass der jeweilige Gegner angeworbene Söldner aus Syrien für seinen Kampf nutzen würde. Bisher mangelt es Beweisen für diese Unterstellungen, jedoch ist der zukünftige Einsatz syrischer Kämpfer durchaus vorstellbar: Bereits die letzten Konflikte wie im Kaukasus oder Libyen belegen den exzessiven Einsatz von syrischen Kämpfern als Stellvertretergruppe, Russland bildet seit Jahren bewaffnete Gruppen in Syrien aus, ebenso tut es der ukrainische Verbündete der Türkei. Aus dem russischen Verteidigungsministerium ertönt es nun sogar schon, dass bis zu 16.000 Freiwillige aus dem Nahen Osten für den Konflikt in Osteuropa mobilisiert werden könnten. Die Konsequenzen von solch einem Schritt wären immens, die Globalisierung des Ukrainekrieges, welche mit der Zeit nur zunehmen wird.

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Neue israelische Luftschläge auf Syrien

Auch das Jahr 2022 ist im syrischen Westen von regelmäßigen Angriffen durch israelische Kampfjets geprägt, so wie es zuletzt am vergangenen Mittwoch dazu kam. Die syrische Hauptstadt Damaskus wurde von mehreren Raketen heimgesucht, die mindestens einen Soldaten getötet und mehrere Warenhäuser der syrischen Armee getroffen haben sollen. Offiziell konnte der Angriff, welcher über dem Luftraum von Syrien bzw. den von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gestartet wurde, größtenteils abgewehrt werden, nichtsdestotrotz kam es zu erheblichen Schäden. In einem seltenen Vorfall bestätigte das israelische Verteidigungsministerium den Militärschlag mit der Begründung, syrische Luftabwehrraketen über Israel abgewehrt und damit verbundenen einen Vergeltungsschlag durchgeführt zu haben.

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USA töten neuen IS-Anführer in Idlib

In einer überraschenden Nacht-und-Nebel-Aktion kam es in der Nacht zum Donnerstag zu einem äußerst seltenen und bedeutungsvollen Zwischenfall im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei, in der letzten noch von islamistischen Kräften kontrollierten Provinz Idlib im Nordwesten des Landes. Mehrere Kampfhelikopter der USA brachten Spezialeinheiten in einen abgelegenen Wohnkomplex, welcher lediglich und 1,5 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt liegt und ein Rückzugsort für ranghohe al-Qaida-Anhängern oder Kommandanten des Islamischen Staates gedient haben soll. Nach stundenlangen Unklarheiten stellte sich heraus, dass das Ziel der neue Kalif des Islamischen Staates, Abu al-Qurashi, gewesen sein soll. Seit September überwachen amerikanische Aufklärungsdrohnen die Umgebung, dennoch kam es zu keinem reibungslosen Ablauf der Bodenoperation: Ein defekter Helikopter musste zerstört werden, während unter den getöteten Personen auch zehn Zivilisten waren.

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Gefängnisausbruch des IS hinterlässt Dutzende Tote

Flüchtlinge verlassen die weiterhin umkämpften Viertel von al-Hasakah

In der letzten Nacht fand in der nordostsyrischen Stadt al-Hasakah in der gleichnamigen Provinz ein großer Gefängnisausbruchversuch durch Kämpfer des Islamischen Staates statt, die in Folge ihrer Niederlage in Syrien und dem Irak zu tausenden in verschiedenen Gefängnissen und umfunktionierten Gefangenenlagern untergebracht wurden, wo sie aufgrund der schlechten Infrastruktur und schieren Anzahl an Dschihadisten mitsamt ihren Familien zur Überfüllung führen. Dieser Ausbruch wurde von außen mit internationalen Kämpfern des Terrormiliz koordiniert, die in der ganzen Stadt für Chaos und Zerstörung sorgten. Erst am Folgetag konnten die lokalen Sicherheitskräfte der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) mit direkter Unterstützung der USA die Situation unter Kontrolle bringen, jedoch sollen Hunderte Insassen geflohen und dutzende Menschen auf beiden Seiten getötet worden sein. Damit wäre es der schwerste Ausbruchversuch seit Jahren.

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Türkei bombardiert kurdische Grenzdörfer tagtäglich

Überreste eines Wohnhauses in Abu Rasayn, welches immer wieder von der Türkei und Verbündeten angegriffen wird

Das Leben im Nordosten Syriens hat sich seit der letzten großen Militäroffensive der türkischen Streitkräfte mit der Unterstützung lokaler syrischer Islamisten drastisch verändert: Insbesondere entlang der neu gezogenen Frontlinie zwischen Türkei und dem arabisch-kurdischen Milizenbündnisses der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) ist der Alltag von Zerstörung und Hilflosigkeit geprägt, in den letzten Wochen des Jahres 2021 war es eine nahezu tagtägliche Erscheinung, den eigenen Ort als Ziel von Artillerie- und Raketenangriffen erleben zu müssen. Gerade in den letzten Tagen haben derartige Ereignisse massiv zugenommen, etliche Häuser und Existenzen zerstört, während mehrere Zivilisten getötet wurden. Dies nährt die Angst vor einer neuen Offensive und einer erneuten Flucht, trotz der Präsenz der USA, Russland und der syrischen Armee.

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Israel attackiert syrischen Hafen

Kurz nach Mitternacht waren in der westsyrischen Küstenstadt Latakia Explosionen zu hören, kurz darauf folgten weitere Detonationen und riesige Rauchschwaden, die vom Zivilhafen des Ortes ihren Ursprung fanden. Binnen weniger Stunden war klar, dass es sich nicht um das Resultat eines technischen Defektes oder Ähnlichem handelt, sondern es die Aggression eines anderen Staates war: Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats bombardierte Israel den Hafen von Latakia, diesmal wohl in der Hoffnung Waffen- und Munitionslieferungen an für uns unbekannte Ziele zu verhindern und damit den Einfluss Syriens und dem wahrscheinlich ebenso involvierten Iran einzudämmen. Damit entpuppt sich der Ort als das neueste Ziel israelischer Angriffe, die im Gegensatz zum letzten Vorfall wohl tatsächlich Waffen zerstören konnten.

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Islamisten bekämpfen sich in den syrischen Bergen gegenseitig

Heute brachen zum wiederholten Male schwere Gefechte innerhalb der syrischen Opposition aus, diesmal aber erstmals in dem gebirgigen Westen der Provinz Idlib, die letzte noch von islamistischen Kräften gehaltene Region in Syrien. Die größte und zugleich stärkste Gruppierung in Idlib, Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Fateh al-Sham und Jabhat al-Nusra, syrischer al-Qaida-Ableger) versucht seit Jahren ihre Dominanz innerhalb der Opposition auszubauen und schafft mit türkischer Unterstützung Tatsachen im Nordwesten des Landes, wo sie in erster Linie gegen andere islamistische Gruppierungen vorgeht. Diesmal soll es gegen einen ehemaligen Verbündeten gehen, welcher vor kurzem noch innerhalb der dschihadistischen Szene an hoher Beliebtheit genoss: Der Tschetschene Muslim al-Shishani. Umringt ist er von ebenso fanatischen und treuen Kämpfern, die vor allem aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion stammen.

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Türkische Soldaten in Idlib getötet

Vor wenigen Tagen drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einer neuen Militäroffensive gegen ein kurdisches Organisationsbündnis in Syrien mit der Begründung, die ständigen Angriffe und Attentate auf türkische Soldaten zu stoppen und damit dem „Terrorismus“ Einhalt gebieten zu wollen. Nun kam es am Freitag zu einer weiteren Attacke gegen das türkische Militär – jedoch nicht von den Kurden, sondern von den vermeintlich verbündeten islamistischen Kämpfern in der letzten oppositionellen Hochburg Idlib. Eine Guerillagruppe tötete zwei türkische Soldaten auf ihren Patrouillen in der gleichnamigen Provinz, welche in erster Linie Russland und die syrische Regierung vor neuen Militäroperationen abhalten sollen, Idlib aber faktisch zu einem von der Türkei abhängigen Protektorat macht.

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Türkei droht mit neuer Militäroffensive in Syrien

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte kürzlich mit militärischen Vergeltungsaktionen gegenüber dem arabisch-kurdischen Milizenbündnis der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) in Syrien, welche immer wieder für regelmäßige Angriffe und Anschläge auf türkische Truppen im Norden des Landes verantwortlich sind, gerade in jenen Gebieten, die von der Türkei mit der Unterstützung ihrer islamistischen Verbündeten von der SDF erobert und mit ethnischen Säuberungen der Kurden verbunden waren. Dagegen regt sich erheblicher Widerstand, der unter anderem aktive Unterstützung durch die syrische Regierung erfährt. Derartige rhetorische Drohgebärde sind von Seiten der Türkei nicht ungewöhnlich, nichtsdestotrotz besteht eine tatsächliche Gefahr einer neuen Großoffensive. Die Drohungen von Erdogan folgten relativ zeitnah auf das Verhandlungstreffen zwischen der Türkei und Russland, wo unter anderem auch die Situation in Syrien besprochen wurde.

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Israel bombardiert Flughafen in Zentralsyrien

Am letzten Freitag kam es zu einem folgenschweren Luftangriff auf den zentralsyrischen Militärflughafen Tiyas, welcher vom Iran und der syrischen Regierung als Hauptstützpunkt im Kampf gegen die versprengten Kämpfer des Islamischen Staates in der syrischen Wüste genutzt wird. Es ist bei weitem nicht der erste Luftschlag Israels auf militärische Ziele innerhalb des östlichen Nachbarstaates, insbesondere auch auf die Tiyas-Basis, dessen letzte Attacke jedoch zwei Jahre zurückliegt. Vermutlich gilt die israelische Aufmerksamkeit den dort angeblich stationierten iranischen Soldaten, die von dort aus Aufklärungsmissionen mithilfe von Drohnen aus dem bereits genannten Grund unternehmen, laut bisherigen Angaben wurden aber nur sechs syrische Soldaten verletzt.

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Russland bombardiert weiter Ziele in Idlib

Einigkeit herrschte beim bilateralen Staatstreffen zwischen dem russischen Präsidenten Vladimir Putin und seinem türkischen Gegenpendanten Recep Erdogan vor, zumindest offiziell. Nur wenige Stunden später intensivierte die Luftwaffe Russlands ihre Bombardierungskampagne über der letzten, noch von islamistischen Kräften kontrollierten Provinz Idlib im Nordwesten Syriens und attackierte erstmals auch jene Gebiete im Nordosten, die im Zuge einer türkischen Militärkampagne von den Kurden erobert werden konnten und sich als wichtiges Rückzugsgebiet für Islamisten und Aufständische herausstellen. Trotz diverser Gerüchte im Zusammenhang mit dem russisch-türkischen Verhandlungen gibt es keine Anzeichen für ein Ende des seit Jahren bestehenden Status Quo, also auch nicht für eine Offensive der syrischen Armee auf Idlib.

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Trotz US-Drohungen: Jordanien sucht Annäherung zu Syrien

Das erste offizielle Treffen zwischen Vertretern der jordanischen und syrischen Regierung seit Ausbruch des syrischen Krieges im Jahre 2011 scheint konstruktive Früchte zu tragen: Neben der Wiedereröffnung des gemeinsamen Grenzüberganges wurden weitere Investitions- und Kooperationspläne geschlossen, darunter die Wiederinbetriebnahme des gegenseitigen Luftverkehrs. Die beiden Nachbarländer waren in der Vergangenheit wichtige Handelspartner, auch Jordanien leidet unter dem andauernden Krieg in Syrien und sucht nun den Ausweg, obwohl die von den USA auferlegten „Ceasar-Sanktionen“ derartige Kontakte verbieten, weshalb es aus der US-Regierung scharfe Kritik an die Annäherung gibt. Die jordanische Regierung bzw. das Königshaus sucht seit der Niederlage der syrischen Opposition entlang des eigenen Grenzgebietes im Jahre 2018 die Normalisierung der beiden Länder, insbesondere da neben Millionen syrischen Flüchtlingen in Jordanien auch der Grenzverkehr und -handel von wichtiger Bedeutung ist. Derart relevant, dass sich Jordanien sogar gegen den Willen der USA stellt.

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