Kurden beenden Anti-IS-Operation aufgrund türkischer Angriffe

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An der nordsyrischen Grenze bahnt sich eine neue Eskalation heran: Zwischen türkischen Streitkräften und den von den USA unterstützten „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) kam es in den vergangenen Tagen zu Plänkeleien und dem Austausch von Artilleriegeschossen. Die Türkei begann mit Artillerie- und Mörserangriffen auf verschiedene Verteidigungspositionen der SDF bzw. kurdischen Volksverteidigungsmiliz (YPG) nahe Grenzstädten Kobane, Tel Abyad und Manbij, die in den Tod von mehreren Menschen endete. Erdogan zielt damit auf das kurdische Territorium östlich des Euphrats, welches bisher von den türkischen Aggressionen relativ unberührt blieb. Zudem kündigt die SDF die Beendigung aller Operationen gegen den Islamischen Staat an.

Die türkischen Angriffe begannen am Sonntag mit mehreren Übergriffen auf das Dorf Zur Maghar nahe Jarablus, welches wiederum seit Jahren unter der Kontrolle der Türkei und seiner islamistischen Stellvertreter steht. Dabei wurden vor allem Stellungen getroffen, die nach eigenen Angaben zum Tod von vier YPG-Kämpfern führte und weitere verletzte. Nach weiteren Angriffen an weiteren Orten entlang der syrisch-türkischen Grenze antwortete die SDF am Sonntag mit einem Gegenangriff nahe dem Dorf Ashma, wo man mithilfe einer Panzerabwehrlenkwaffe einen Truppentransporter der türkischen Armee zerstörte. Die türkische Regierung wird diese Aktion wohl zukünftig als Legitimation für weitere Eskalationen nutzen.

Als Reaktion auf die neuesten türkischen Aggression hat das kurdisch-arabische Milizenbündnis offiziell die Unterbrechung bzw. Beendigung aller Operationen gegen den Islamischen Staat in Ostsyrien angekündigt, wo die Dschihadisten noch mehrere Städte und Dörfer im Einflussbereich der SDF kontrollieren. Der wirkliche Grund für den Abbruch der Operation „Jazira Storm“ wird wohl eher das militärische Desaster sein, in dessen Folge der IS sämtliche Territorien, die er seit Mai verloren hatte, wiedererobern konnte und sich die SDF derzeit auf dem Rückzug befindet. Man hat sogar extra Verstärkung aus Nordsyrien zu den Frontlinien gebracht, die nun aber an der türkischen Grenze fehlen (auch wenn sie nicht zahlreich sein sollten). Die selbe Legitimation gab es bereits bei Afrin, wobei die SDF kaum Verstärkungen von den Frontlinien gegen den IS nach Afrin schickte.

Es bleibt abzuwarten, ob es von türkischer Seite nur um kleinere Provokationen gegen die Kurden handelt oder es bereits die Vorbereitung einer militärischen Bodenoffensive darstellt, wie damals in Afrin. Kurdische Medien unterstellen der Türkei eine Kooperation mit dem Islamischen Staat, da die Angriffe nahezu zeitgleich mit dem Gegenoffensive der Terrormiliz gestartet sind, die für enorme Territorial- und Personalverluste bei der SDF sorgte. Mit der Entsendung von Truppen von Nord- nach Ostsyrien hätte die türkische Armee nun leichteres Spiel.

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