Islamisten aus Idlib verüben Anschlag in Ostsyrien

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In der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor ereignete sich am Donnerstag ein äußerst ungewöhnliches Ereignis: Islamistische Kämpfer sollen eine Stellung der Syrisch-Arabischen Armee nahe dem Dorf Buqrus überfallen und dabei mehrere Soldaten getötet haben. Bei den Tätern handelt es sich aber nicht um versprengte Dschihadisten des Islamischen Staates, sondern um Kämpfer der islamistischen Organisation Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Tahrir al-Sham und Jabhat al-Nusra, al-Qaida-Ableger), die größte und stärkste Oppositionspartei in Syrien und Hauptmacht in der Provinz Idlib. Die Expansion von Tahrir al-Sham nach Ostsyrien, welche zuletzt vor fünf Jahren dort eine Präsenz besaßen, ist überraschend und ein Ergebnis auf die Niederlage des Islamischen Staates.

Wie die offizielle Ibtaa-Nachrichtenagentur, dem Medienflügel von Tahrir al-Sham, berichtete, wurde der Angriff durch „Sturmeinheiten“ durchgeführt, in dessen Folge zwei Soldaten der 4. Division ermordet wurden. Die offizielle Bestätigung seitens Ibtaa bedeutet eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein derartiger Angriff tatsächlich stattgefunden hat. Weder die Armee noch Regierung berichteten von einem derartigen Vorfall. Der angegriffene Ort Buqrus befindet sich am westlichen Ufer des Euphrats und wurde von der syrischen Armee Ende 2017 vom Islamischen Staat wiedererobert. In dem offiziellen Statement wurde zudem betont, dass der Angriff von der anderen Seite des Flusses  startete, welches unter der Kontrolle der kurdisch-arabischen „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) steht.

Es ist unklar, über welches Potential und welche Kapazitäten Tahrir al-Sham in Ostsyrien verfügt bzw. in der Zukunft verfügen könnte. Vor und in den ersten Jahren des syrischen Konfliktes hatte al-Qaida ein weit verbreitetes Netzwerk an Unterstützern und Kämpfern in Deir ez-Zor und besonders in der Region um Shuheil (dort wo sich auch der Angriff ereignete), auf welches es nun zurückfallen könnte. Unter ehemaligen IS-Kämpfern und Anhängern werden sich ebenfalls rekrutierungswillige Personen finden, die nach der Enttäuschung des Kalifats nach Alternativen umschauen. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass es sich bei den Tätern des Buqrus-Angriffes um ehemalige IS-Islamisten handelt. In jedem Falle könnten wichtige Entwicklungen anstehen und den Krieg im Land verlängern, sollte die syrische Regierung nicht darauf reagieren.

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