Waffenruhe in Libyen und Syrien beschlossen

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Unabhängig voneinander haben die rivalisierenden Fraktionen in den seit 2011 vom Krieg geplagten Ländern Libyen und Syrien eine Waffenruhe beschlossen, die zumindest vorübergehend die angehenden Militäroffensiven beenden sollen. In beiden Nationen wurde der Frieden unter der Unterstützung Russlands und der Türkei geschlossen, welche maßgebend an den Vereinbarungen beteiligt waren, indem sie ihre Verbündeten bzw. Stellvertreter unter Druck gesetzt haben. Letzten Endes dienen diese „Waffenruhe“ aber lediglich der Konsolidierung der eigenen Kräfte, ein Frieden also um für den kommenden Kampf zu rüsten.

Es war eine Überraschung, als die siegreich ausschauende „Libysche Nationalarmee“ unter der Führung des Generals Khalifa Haftar und der ostlibyschen Tobruk-Regierung sich zu einer Waffenruhe bereit erklärte, immerhin hatte sie erst vor wenigen Tagen die strategisch wichtige Stadt Sirte ohne Blutvergießen erobern und auf halben Wege bis zum nächstgrößeren Ort Misrata vorrücken können. Zudem erreichten sie nach monatelangen Kämpfen auch den Stadteingang von Tripolis, welcher weiterhin von den verschiedenen Milizen unter dem Banner der sogenannten „Einheitsregierung“ (GNA) gehalten wird. Haftar wird unter anderem von Russland unterstützt, während die Einheitsregierung direkte militärische Unterstützung von der Türkei erhält und diese beiden Mächte dementsprechend Einfluss im Land besitzen.

Eine Waffenruhe in Libyen nährt die Sorge, dass vor allem die GNA davon profitieren könnte, denn vor einer Woche legalisierte die Türkei den Einsatz türkischer Truppen zur Unterstützung der Einheitsregierung. Während einer Waffenruhe könnte die logistische Basis zum Transport und Stationierung türkischer Streitkräfte organisiert werden, welches ein zukünftiges Vorrücken der Nationalarmee verhindern würde. Bereits heute setzt die Türkei Hunderte syrische Islamisten in Tripolis ein, um ihren Stellvertreter zu schützen. Diese Söldner könnten sich während eines Friedens zu einem Sicherheitsrisiko entwickeln, bewiesen sie doch bereits in Nordsyrien keinerlei Disziplin. Aufgrund dessen gab es auch vereinzelt Berichte von Kämpfen in Tripolis, dennoch scheint die Ruhe bisher zu halten.

Besonders in Syrien war die Waffenruhe weiterhin von Kämpfen und Toten geprägt. Während die russische und syrische Luftwaffe ihre Bombardierungen über die gesamte Provinz Idlib intensivierten, startete die Opposition unter der Führung der radikalislamistischen Gruppierung Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Fateh al-Sham und Jabhat al-Nusra) mehrere Gegenangriffe und konnte drei Dörfer in der Provinz Aleppo von der syrischen Regierung wiedererobern. Zudem starteten die mehrere Raketen- und Artillerieangriffe auf mehrere Orte, darunter auch die Millionenstadt Aleppo und töteten dabei mindestens drei Zivilisten.

Zum gleichen Zeitpunkt scheint sich die Syrisch-Arabische Armee auf eine neue Offensive vorzubereiten, die im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Idlib-Offensive steht. Bereits vor der Ausrufung der Waffenruhe kam es kaum zu Gefechten, da die syrische Armee scheinbar ihre vorzeitigen Ziele erreichen konnte und damit keinen Sinn sah, weiter vorzurücken. Neue Verstärkungen erreichen vor allem die Frontlinien in der Provinz Aleppo, wo sich Islamisten nur wenige Kilometer von der gleichnamigen Großstadt entfernt befinden. Durch eine neue Operation könnte eine Pufferzone entstehen, welche damit Aleppo und die bevölkerungsreichen Vororte von weiteren Racheaktionen verschont bleiben können.

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