Waffenruhe in Jemens wichtigster Hafenstadt

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In der drittgrößten Stadt des Jemens herrscht ein wackeliger Frieden. Nach monatelangen Gefechten zwischen den zaidisch-schiitischen Houthi-Rebellen und einer Arabischen Koalition, bestehend aus verschiedenen jemenitischen Milizen und unter der Führung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, konnten sich beide Seiten auf einen Frieden in der vitalen Hafenstadt al-Hodaydah an der Westküste des Landes einigen, nachdem man tagelang in Stockholm mit- und untereinander Friedensverhandlungen aufnahm. Durch die Waffenruhe sollen nun die humanitären Hilfsgüter aus aller Welt wieder in den Jemen transportiert werden, der Hafen von al-Hodaydah war früher für bis zu 80% jener Importe zuständig. Millionen Menschen befinden sich im Jemen am Rande des Todes, Hungersnöte und Krankheiten prägen den Alltag der einfachen Menschen.

Bisher hält die Waffenruhe in al-Hodaydah, auch wenn es immer wieder Berichte von saudischen Luftschlägen auf Verteidigungsstellungen der Houthi-Rebellen in der Großstadt gibt. Langfristig sollen alle Kampfverbände aus der Stadt transportiert und daraufhin die UN die administrative Rolle übernehmen. Dass sich beide Seiten auf einen derartigen Deal in derartiger Geschwindigkeit einigen konnten war von großer Überraschung, hat doch vor allem die jemenitische Regierung unter Mansour Hadi eine UN-Kontrolle abgelehnt. Die Waffenruhe soll zudem in anderen Häfen angewendet werden, sodass die derzeit größte humanitäre Katastrophe gemindert werden kann. Die Situation in al-Hodaydah selber ist dennoch weiterhin kritisch, Zehntausende Zivilisten können ihre Heimat aufgrund fehlender Geldmittel nicht verlassen.

Zuvor war die Kilo-16-Straße zwischen al-Hodaydah und der Hauptstadt Sanaa am meisten umkämpft. Nach einigen Berichten sollen die Houthis mehrere Gegenangriffe gestartet haben, in dessen Folge man Vorstöße im Osten der Stadt und nahe Kilo-16 aufhalten konnte. Zudem hat man im Süden einen Versuch gestartet, die Nachschublinie der Saudi-Truppen zu durchschneiden. Dabei konnten die Houthis mehrere Fahrzeuge zerstören und Kämpfer südjemenitischer Milizen töten. Außerdem konnte man einen sudanesischen Söldner gefangen nehmen, das erste Mal seitdem afrikanische Kämpfer im Jemen auf Regierungsseite aktiv sind. Insgesamt rückte die Arabische Koalition im Süden und Osten der Stadt langsam aber sicher bis zum urbanen Zentrum vor, stieß dabei aber auf erbitterten Widerstand. Inwiefern die Waffenruhe das militärische Kräfteverhältnis verändern wird, bleibt abzuwarten.

Im Mai startete die Arabische Koalition, hauptsächlich bestehend aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate, die Operation „Goldener Sieg“, in dessen Folge die gesamte jemenitische Küste im Westen erobert werden sollte, darunter mit al-Hodaydah auch die drittgrößte Stadt des Landes. Unterstützung leistete dabei die Armee der jemenitischen Hadi-Regierung, sudanesische Söldner und südjemenitische Unabhängigkeitskämpfer. Nach den ersten beachtlichen Erfolgen gelang es den Houthi-Rebellen, die vorrückenden Truppen am Flughafen von al-Hodaydah aufzuhalten und die einzige Nachschublinie Dutzende Kilometer weiter südlich zu durchtrennen und damit effektiv zu belagern.

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