Weitere Eskalationen im Persischen Golf

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USS Boxer, welche eine iranische Drohne neutralisiert haben soll

Die Eskalationsspirale dreht sich im Persischen Golf immer weiter. Einen Tag nachdem das amerikanische Militär behauptete, eine iranische Aufklärungsdrohne erfolgreich eliminiert zu haben, griffen Schnellboote und Hubschrauber der iranischen Revolutionsgarde (IRGC) zwei britische Öltanker an und kaperten Eines davon, eine Reaktion auf die Festnahme des iranischen Öltankers „Grace 1“ durch britische Spezialeinheiten in der Straße von Gibraltar. In der Straße von Hormuz ist die Situation so brenzlig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch im Irak verschärft sich die Lage zunehmend, Der US-Iran-Konflikt könnte sich auch auf weitere Länder wie Syrien, Libanon oder dem Jemen ausbreiten.

Der mittelgroße Öltanker „Stena Impero“ wurde von mehreren Schnellbooten und einem Hubschrauber gekapert, wie später veröffentlichte Videoaufnahmen beweisen. Das Schiff wurde daraufhin in iranische Gewässer gebracht, demnach habe Stena Impero internationale Vorschriften missachtet. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, der Tanker habe sein GPS-Signal ausgeschaltet und sei vom südlichen Teil der Straße von Hormuz, der nur für die Ausfahrt der Schiffe vorgesehen ist, in die Meerenge eingefahren und habe eine Kollision riskiert. Der Besitzer teilt hingegen mit, alle Gesetzgebungen und Regeln beachtet zu haben. Als Reaktion darauf forderte Großbritannien ihre Schiffe dazu auf, die Straße von Hormuz vorerst zu meiden.

Die IRGC nahm vorübergehend einen zweiten Öltanker in britischem Besitz fest, jedoch wurde der wesentlich größere Öltanker „Mesdar“ nach wenigen Stunden wieder freigelassen, nachdem iranischen Angaben zufolge die Schiffsbesatzung über die „maritimen Regeln und Umweltvorschriften“ in der Straße von Hormuz belehrt wurde. Möglicherweise wollte das iranische Militär damit auch das Zeichen setzen, jederzeit mehrere und vor allem weitere Schiffe in britischen Händen kapern und festzunehmen zu können. Die britische Regierung ist über diese neuen Entwicklung ersichtlich wenig erfreut, der derzeitige Außenminister Jeremy Hunt sprach am Samstag von einem riskanten Manöver der iranischen Revolutionsgarden. Die Aktion am Freitagabend deute darauf hin, dass der Iran einen „gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens“ beschreite, man erwäge jedoch zunächst keine militärische Antwort darauf.

Der Konflikt zwischen dem Iran und der USA findet aber nicht nur im Persischen Golf statt. Auch im Irak, wo beide Seiten ihre jeweiligen Stellvertreter besitzen, gab es mehrere Vorfälle innerhalb den letzten Wochen, die zur Eskalation beitragen. Demnach schlugen Raketen auf einen US-Militärstützpunkt in al-Taji nördlich von Bagdad ein, wobei es jedoch zu keinen Verletzten kam. Nur wenige Tage später kam es zu einem ähnlichen Ereignis, wo Mörsergranaten eine von ExxonMobil betriebene Erdölraffinerie im Süden des Landes trafen und dabei drei irakische Mitarbeiter verletzten. Obwohl die Hintergründe weiterhin unbekannt sind und Schläferzellen des Islamischen Staates als wahrscheinliche Täter gelten, sieht die USA auch die vom Iran unterstützten Milizen als mögliche Verursacher. Washington wirft Teheran vor, seinen Einfluss jenseits der Grenzen des Irans zu verbreiten und mithilfe von schiitischen Gruppierungen im Irak und anderen Ländern Fuß fassen zu wollen.

Am gleichen Tag kam es auch im Irak zu einem Zwischenfall, dessen Urheber derzeit noch unbekannt ist. In der zentralirakischen Provinz Salah al-Din wurde ein Militärlager der „Volksmobilisierungseinheiten“ (PMU), ein Dachverband aus verschiedenen Milizen welche nach dem Erstarken des Islamischen Staates entstanden sind und sich größtenteils aus schiitischen Kreisen rekrutiert, angegriffen, erste Berichte sprachen von einem möglichen Drohnen- oder Luftangriff. Die USA dementierte jegliche Beteiligung an diesem Vorfall. Genauso unwahrscheinlich steckt Israel dahinter, denn entgegen populären Medienberichten starben bei diesen Angriffen weder Hisbollahkämpfer noch Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde, sondern Kämpfer der Brigade 16, eine turkmenische Miliz welche aus Salah al-Din stammt. Auch befanden sich dort keine iranischen Ballistikraketen, stattdessen entzündete sich das Munitionslager der Brigade, was wiederum zu einer großen Explosion führte. Dennoch war die Intensität des Angriffes nur sehr gering, insgesamt beläuft sich die Anzahl an Toten und Verletzten auf maximal drei, ein weiterer Beweis welcher gegen Luftangriffe aus Israel oder den USA spricht.

Am wahrscheinlichsten stecken wohl Schläferzellen des Islamischen Staates dahinter, welche seit Jahren Drohnen einsetzen und in der Region auch immer wieder aktiv sind. Turkmenische Kämpfer sollen zuvor Drohnengeräusche gehört haben, außerdem wurden nur wenige Stunden später in dem etwa zehn Kilometer entfernten Dorf Brawjil eine weitere Drohne gesichtet, welche jedoch nicht abgeschossen werden konnte. Noch am selben Tag kam es zu Gefechten zwischen irakischen Truppen, der Brigade 52 (eine weitere turkmenische PMU-Miliz aus der Region und enger Verbündeter der Brigade 16) und dem Islamischem Staates nahe der Stadt Amerli, weitere sechs Kilometer südlich von Brawjil.

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