Nordsyrien kommt nicht zur Ruhe

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Nahe der etwa 30 Kilometer von der syrisch-türkischen Grenze entfernten Stadt Tel Tamr gehen die Gefechte zwischen der arabisch-kurdischen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), syrischer Armee (SAA) und der von der Türkei unterstützten Islamisten weiter. Von der zwischen der Türkei und Russland mit der Unterstützung der syrischen Fraktionen ausgehandelten Waffenruhe verbleibt in der Region von Tell Tamr nicht mehr viel, stattdessen eskalieren beide Seiten den Einsatz ihrer Waffen, inzwischen ist die Türkei sogar selber an der Front aktiv. Die mehrheitlich christliche Bevölkerung floht vor den heranrückenden Islamisten in der Angst, wie bereits in Afrin oder Tel Abyad für ihren Glauben brutal unterdrückt und beraubt zu werden.

Beide Seiten vermelden den Tod von Dutzenden Kämpfern, die syrische Armee selber bestätigt die Ermordung von fünf Soldaten in Folge von schweren Gefechten nordwestlich der Stadt. Trotz des Einsatzes von schweren Kriegsgeräten konnte die mehrheitlich christlichen und arabischen Kampfverbände der SDF mit der Unterstützung der syrischen Streitkräfte die umliegenden Gebiete von Tell Tamr wiedererobern und westlich und nördlich der Stadt mehrere Dörfer wiedererobern, darunter auch die strategisch wichtig gelegene Ortschaft al-Arisha.

Aus Regierungskreisen heißt es, dass die Stadt Tel Tamr und die dazugehörige M4-Autobahn von der SDF an die syrischen Regierung abgegeben werden soll. Die SDF hingegen widerspricht derartigen Gerüchten und sagt, dass es keine derartigen Verhandlungen gibt. Im gleichen Atemzug werden die dortigen kurdischen Kämpfer der syrischen Armee ein fehlender Wille zum Kampf gegen die Islamisten und die Türkei auf, da sie sich immer bei den meisten Gefechten immer wieder zurückziehen. Tatsächlich gibt es immer wieder Berichte von schlechter Moral und inkompetenten Kommandanten der SAA bei Tel Tamr, welche bei jedem größeren Beschuss fliehen. Die Regierung entsandt vor allem Reservekräfte in die Region, was die schlechte Performance erklären soll.

Auch fernab der Frontlinien kommt es zu Angriffen, die ersten Anzeichen eines kurdischen Guerillakampfes zeigen sich in den verschiedenen, derzeit von Islamisten und der Türkei gemeinsam verwalteten Regionen im Norden des Landes. In den Grenzstädten Tel Abyad und Ras al-Ayn sind Autobomben hochgegangen, welche auf Versammlungen der „Syrischen Nationalarmee“ zielten. Auch wenn sich bisher kein Täter dazu bekannte, stecken wohl die vor Ort verwurzelten und organisierten Kurden und Araber dahinter, die wie in Afrin oder Nord-Aleppo immer wieder für Attentate und Überfälle auf Islamisten sorgen. Ohnehin droht sich ein zweites Afrin zu wiederholen: Massenweise werden gezielt Kurden und andere religiöse und ethnische Minderheiten wie Armenier und/oder Christen vertrieben, ihr Eigentum von Islamisten verkauft oder besetzt und die bestehenden demokratischen Strukturen, allen voran auch die Stellung der Frau, zerstört.

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