Türkei setzt syrische Islamisten in Libyen ein

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Nachdem das türkische Parlament einen Beschluss der Regierung für eine offizielle Truppenstationierung türkischer Soldaten in Libyen ratifizierte, verstärkten sich die Sorgen einer direkten militärischen Intervention in dem seit acht Jahren von gewaltsamen Konflikten betroffenen Land in Nordafrika. Während sich derartige Befürchtungen nicht bewahrheiten, scheint der Truppeneinsatz sich nicht nur auf die türkischen Streitkräfte zu beziehen: Diversen Berichten zufolge will die Türkei Hunderte Islamisten aus den von ihnen kontrollierten Territorien in Nordsyrien in die libysche Hauptstadt Tripolis transportieren, wo seit einer über einer Woche heftige Gefechte zwischen den zwei rivalisierenden Regierungen des Landes andauern.  Dieser Schritt ist Ausdruck des zunehmenden Stellvertreterkrieges in Libyen und des wachsenden Einflusses der Türkei in der Region, während es die syrischen „Rebellen“ als Söldner und Stellvertreter türkischer Interessen enttarnt.

Die Türkei trat an verschiedene Gruppierungen in jenem Territorium heran, die seit der türkischen Militäroffensive 2016 vom Islamischen Staat oder den arabisch-kurdischen „Syrischen Demokratischen Kräfte“ erobert werden konnten und seit jeher als Pufferzone und Auffangbecken verschiedenster Aufständischen dient, die aus Idlib vertrieben wurden oder dem Geld folgend sich einer der Milizen anschlossen, die im Dachverband der „Syrischen Nationalarmee“ organisiert sind und damit türkische Interessen vertreten. Kämpfer von Sultan Murad, Ahrar al-Sharqiya oder Suqur al-Sham wird angeblich ein Lohn im vierstelligen Bereich angeboten, sollten sie sich dem Kampf nach Libyen anschließen. In den vergangenen Tagen hat auch der Luftverkehr zwischen Tripolis und Istanbul erheblich zugenommen, alleine in diesem Moment befinden sich zwei Passagierflugzeuge auf diesem Weg. Einigen Berichten zufolge werden sogar bereits mehrere Kämpfer in einem Trainingslager vor Ort ausgebildet. Schätzungsweise bis zu 1.000 Islamisten könnten diese Chance einer „Truppenverlegung“ nach Libyen ergreifen.

Tatsächlich besitzen Libyen und Syrien eine lange Tradition des Personen- und Warenaustausches. Bereits 2011, als die Aufständischen siegreich aus dem Bürgerkrieg in Libyen hervorgingen und der „Nationalen Übergangsrat“ als temporäre Regierung gegründet wurde, kam es zum regen Austausch zwischen den zwei oppositionellen Seiten, Libyen war erste Land welche die Rebellen als syrische Regierung anerkannte und zudem auch noch Training und Waffen den Gegnern der Regierung bereitstellte. Über die Jahre hinweg flossen etliche Waffensysteme, teilweise auch durch die Unterstützung der USA und Türkei, von Libyen nach Syrien, auch viele libysche Islamisten waren vom Kampf gegen die alawitische Regierung von Syrien angetan und schlossen sich den vielen islamistischen Gruppierungen an, darunter Jabhat al-Nusra oder Ahrar al-Sham. 2014 schickte Faylaq al-Sham, eine von der USA unterstützte islamistische Gruppierung aus Idlib, sogar Ausbilder nach Tripolis als Dank für die jahrelange Kooperation.

Die Türkei besitzt sowohl in Syrien, als auch in Libyen einen wichtigen Einfluss in den derzeitigen Stellvertreterkriegen und unterstützt dahingehend islamistische Fraktionen, im Falle Syriens die verschiedenen Milizen unter der durch die Türkei organisierten und finanzierten „Syrischen Nationalarmee“ und in Libyen die sogenannte „Einheitsregierung“, welche enge Beziehungen mit der Muslimbruderschaft pflegt, ein traditioneller Verbündeter der AKP und Türkei. Seit der wiederaufgenommenen Militäroffensive der aus Ostlibyen stammenden Tobruk-Regierung gegen die Einheitsregierung in der Hauptstadt Tripolis wurde offiziell eine militärische Kooperation mit der Türkei unterzeichnet, welche die ohnehin schon massive Unterstützung in Form von Kriegsgerät und Ausbildung noch weiter ausweitete und die Option eines türkischen Truppeneinsatzes möglich machte.

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