Türkei bombardiert jesidische & kurdische Stellungen im Irak

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Vergangene Nacht verübte die türkische Luftwaffe Dutzende Luftangriffe auf Positionen der kurdischen PKK und einzelner jesidischer Milizen im Irak, die seit den Übergriffen und Morden durch den Islamischen Staat dort großen Einfluss besitzen. Das türkische Verteidigungsministerium verkündete am Sonntag den Anbeginn der Operation „Adlerklaue“, ohne jedoch weitere Details zu veröffentlichen. Immer wieder interveniert die Türkei militärisch in den Nordirak und versucht, „Terroristen“ vor Ort zu vernichten. Dabei halten sie nicht nur kleinere Landstriche besetzt, sondern töten auch immer wieder Zivilisten. Bei vielen Jesiden entsteht deswegen eine Verbindungen zwischen den Taten der Terrormiliz IS und jenen der Türkei.

Schätzungsweise bis zu 30 Kampfjets der Türkei bombardierten mehrere Ziele in der Region von Sinjar, welche das traditionelle Siedlungsgebiet der Jesiden im Nordwesten des Iraks darstellt und von der irakischen Zentralregierung kontrolliert wird. Faktisch jedoch besitzen eigene lokale Milizen die Macht, nachdem sie sich zur Selbstverteidigung gegen den Islamischen Staat gegründet haben. Diese kooperieren eng mit der Regierung in Bagdad zusammen. Während die irakisch-kurdische Peschmerga bei den ersten Angriffen des IS flohen, unterstützte die PKK den Verteidigungskampf und besitzt seit jeher enormen Einfluss in der Region, welcher vom Irak toleriert wird. Erst vor wenigen Tagen konnten viele jesidische Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückkehren, nachdem das irakische Militär Minen, IEDs etc. entschärften. Dadurch gab es ein erhöhtes Risiko, Zivilisten zu attackieren. Entgegen mehreren Berichten kam es jedoch zu keinen direkten Angriffen auf ein Flüchtlingslager in Makhmour.

Demnach wurden ersten Berichten zufolge drei Fahrzeuge der PKK im gleichnamigen Sinjar-Gebirge zerstört, nachdem sie die syrisch-irakische Grenze überquerten. Weitere Angriffe gab es in der Stadt Sinjar, in Qandil, Makhmour und der Zab-Region. Der Konvoi war gerade auf dem Weg zum Kriegsdenkmal im Dorf Kocho, wo vor exakt vier Jahren ein Massaker an der jesidischen Bevölkerung durch den Islamischen Staat stattfand. Fast die gesamte Bevölkerung wurde getötet oder vom IS verklavt, bisher wurden nur 700 Leichen wiedergefunden. In der jesidischen Diaspora und Lokalbevölkerung regt sich nun Widerstand gegen die türkische Intervention im Irak.

Die Region um Sinjar gehört zur Provinz Nirnaweh und wird vor allem von Jesiden bevölkert. Als der Islamische Staat an die Grenzgebiete von Sinjar näher rückte, zogen sich die eigentlich für die Gebiete zuständigen Truppen der irakischen Armee und kurdischen Peschmerga zurück, Letztere entwaffneten sogar die wenigen jesidischen Bürgermilizen. Erst die Intervention der PKK und ihre Errichtung und Unterstützung verschiedener Milizen (darunter die YBS) konnte das durch den Genozid verursachte Leid weiter verhindern. Nach den Gefechten zwischen Peschmerga und irakischer Armee 2017 gelangte die Zentralregierung wieder über die Kontrolle von Sinjar, wobei sie weiterhin die Region mithilfe der PKK verwaltet bzw. ihre Präsenz duldet. Die Armee und USA selber haben einen Observierungsposten auf dem höchsten Berg errichtet.

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