Türkei startet neue Bodenoffensive im Irak

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Die Türkei verkündete am vergangenem Dienstag den Start ihrer zweiten Militäroperation innerhalb der letzten Tage. Die Offensive „Löwenklaue“ sieht den Einsatz türkischer Bodentruppen im gebirgigen Norden des Iraks vor, wo die kurdische Arbeiterpartei PKK mehrere Stützpunkte unterhält. Die Operation steht im engen Zusammenhang mit „Adlerklaue“, was eine Luftoffensive auf Stellungen kurdischer und jesidischer Milizen in anderen Teilen Nordiraks darstellte. Bereits vor einem Jahr gab es einen ähnlichen Versuch seitens der Türkei, die PKK aus dem Irak zu vertreiben, was jedoch erfolglos verblieb. Wie zuvor erhält die Türkei dabei sogar Unterstützung vom Iran, welcher ebenfalls jahrelang die kurdisch-iranische Miliz PJAK bekämpft, die ebenso im Nordirak präsent ist.

Die irakische Regierung kritisiert die „türkische Invasion“ auf das irakische Territorium aufs schärfste, nachdem es sich um die zweite Aktion in den vergangenen Jahren handelt. Das Haftanin-Gebirge, welches von der türkischen Operation derzeit betroffen ist, befinden sich am nördlichsten Zipfel des Landes und untersteht eigentlich der Kontrolle des kurdischen Autonomiegebiets, welche aber aufgrund weitreichender Probleme wie Korruption und Misswirtschaft nur einen Teil ihrer Macht projizieren kann, obwohl sie in Feindschaft mit der PKK steht und gute Beziehungen zur Türkei pflegt. Bereits seit einem Jahr hält die Türkei, unter dem Vorwand den Terrorismus zu bekämpfen, einige Landstriche in Haftanin besetzt und versucht stetig, diese Gebiete an die Türkei mithilfe von Straßen anzuschließen.

Sinjar, welches von der lediglich einen Tag andauernden Operation „Adlerklaue“ betroffen war, schickt nun scheinbar Verstärkung nach Haftanin, da es sich bei beiden Regionen um Stützpunkte der PKK und dazugehörigen, örtlichen Verbänden handelt. Das iranische Militär ist mit Artillerie ebenfalls am Angriff beteiligt, jedoch gibt es bezüglich iranischer Aktionen keine weiteren Details. Zwar besitzt die Türkei die militärische Überlegenheit, insbesondere in Hinsicht auf ihr Equipment, jedoch mussten sie sich bereits vor einem Jahr geschlagen geben. Ob dieses Szenario wiederholt wird, wird die Zeit zeigen.

Die Region um Sinjar und Haftanin gehört zur Provinz Nirnaweh und wird vor allem von Jesiden bevölkert. Als der Islamische Staat an die Grenzgebiete von Sinjar näher rückte, zogen sich die eigentlich für die Gebiete zuständigen Truppen der irakischen Armee und kurdischen Peschmerga zurück, Letztere entwaffneten sogar die wenigen jesidischen Bürgermilizen. Erst die Intervention der PKK und ihre Errichtung und Unterstützung verschiedener Milizen (darunter die YBS) konnte das durch den Genozid verursachte Leid weiter verhindern. Nach den Gefechten zwischen Peschmerga und irakischer Armee 2017 gelangte die Zentralregierung wieder über die Kontrolle von Sinjar, wobei sie weiterhin die Region mithilfe der PKK verwaltet bzw. ihre Präsenz duldet. Die Armee und USA selber haben einen Observierungsposten auf dem höchsten Berg errichtet.

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