Neue US-Sanktionen verarmen die Bevölkerung Syriens

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Vor zwei Tagen starteten die neuesten Wirtschaftssanktionen der USA gegen die syrische Regierung und das Land allgemein ein. Stolz verkündet US-Außenminister Michael Pompeo den Anbeginn der „Caesar-Gesetze“, eine Anspielung auf den geheimen Informanten „Caesar“, welcher Tausende Bilder angeblicher Todes- und Folterungsopfer der syrischen Regierung dokumentierte, jedoch ein Großteil der Bilder inzwischen als syrische Soldaten oder Regierungsanhänger identifiziert wurden. Während sich die Sanktionen angeblich nur auf hochrangige Amtsträger wie Bashar al-Assad oder seine Frau Asma al-Assad beschränken, stürzen sie die gesamte Bevölkerung des Landes in eine tiefe Wirtschaftskrise. Bereits vorab kam es zu einem enormen Währungsverfall, einige Industrien stehen vor dem Zusammenbruch, darunter der Medizinische.

Mit dem „Caesar-Gesetz“ werden bereits bestehende Sanktionen und Finanzeinschränkungen gegen die syrische Regierung und die Zentralbank verschärft. Das Gesetz bedroht darüber hinaus ausdrücklich Staaten, Banken, Unternehmen und Einzelpersonen in aller Welt, die in oder mit Syrien arbeiten. Das beinhaltet in erster Linie jene Unternehmen, die bei dem Wiederaufbau oder der Wiederherstellung der Infrastruktur helfen wollen.Es richtet sich besonders gegen Russland, Indien, Iran und China und sendet eine Warnung an Golfstaaten, die ihre Beziehungen zu Damaskus normalisieren wollen, vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate. US-Außenminister Michael Pompeo betonte ausdrücklich gegenüber den Nachbarländern Irak, Jordanien und Libanon, US-Sanktionen gegen Syrien einzuhalten. Insbesondere letzteres Land ist eng mit der Wirtschaft Syriens verflochten und könnte nun auch eine eigene Wirtschaftskrise erleben.

Eine der ersten Sektoren, die die Auswirkungen der Sanktionen spüren mussten, war der Medizinsektor. Die gesamte Industrie steht kurz davor, zusammenzubrechen, nachdem sie die nötigen Rohmaterialien aus dem Ausland nicht mehr preiswert und lukrativ importieren können. Dadurch schließen die Unternehmen und beteiligen sich an einem stillschweigendem „Streik“. Noch zuvor verdienten viele Syrer an dem Export von Pharmazeutika in den Libanon, wo derartige Waren wesentlich teurer sind, sich aber inzwischen in einer ebenso prekären Lage ökonomisch befindet. Ein weiterer Bereich ist die Brotproduktion. Nicht nur im Territorium der syrischen Regierung, sondern auch in Idlib oder Nordsyrien schließen reihenweise Bäckereien. Letzteres wird nur noch dadurch verschlimmert, dass aufgrund eines Preiskampfes nahezu jegliche Weizentransporte aus den von den Kurden kontrollierten Gebieten im Nordosten blockiert werden. Brot zählt zu den wenigen Lebensmitteln, die für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich sind.

Was jedoch alle Lebensbereiche in Syrien betrifft, ist die zunehmende Inflation der syrischen Lira. Bereits vor dem Inkrafttreten der Sanktionen gab es einen enormen Verfall des Geldes, erhielt man vor einem Jahr noch etwa 670 syrische Lira für einen Euro, sind es heute 3500. Die Inflationsrate überholt inzwischen die benachbarter Länder und könnte möglicherweise sogar in einer Hyperinflation münden. Es gibt jedoch auch einen Lichtblick, in den vergangenen Tagen senkte sich der Wert nicht weiter und die syrische Lira konnte sich zumindest ein wenig erholen. Ob daraus eine langfristige Entwicklung werden könnte, wird die Zeit zeigen.

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