Türkische Offensive tötet irakische Zivilisten

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Die militärische Offensive der Türkei mit iranischer Unterstützung dauert im nördlichsten Zipfel des Iraks weiter an, inzwischen dehnt sie sich auf immer größere Gebiete aus und macht dabei auch keinen Halt vor Zivilisten, um unter der Legitimation der „Terrorbekämpfung“ gegen die kurdische PKK vorzugehen, welche in der Region einen wichtigen Rückzugsraum besitzt. Ein wichtiger Teil der türkischen Militäroperation ist auch eine langfristige Präsenz im irakischen Territorium, welches vor allem durch etliche Militärbasen durchgesetzt werden soll. Während dessen versucht die irakische Regierung erfolglos, auf diplomatischen Wege diesen „Eingriff in die irakische Souveränität“ zu beenden.

 

Seit fast einer Woche dauert die türkische Militäroffensive in der Gebirgsregion von Haftanin an, die dem türkischen Verteidigungsministerium zufolge äußerst erfolgreich verläuft. Demnach wurden „hunderte terroristische Elemente erfolgreich neutralisiert“, was in der türkischen Rhetorik für die Ermordung oder Verletzung von PKK-Kämpfern steht. Zudem haben sie mindestens zehn temporäre Militärbasen in dem Operationsgebiet errichtet, Weitere sollen in der Zukunft folgen. Zumindest teilweise erhalten sie dabei Unterstützung durch den Iran, welche mehrmals Artillerie gegen die PJAK, dem iranischen Ableger der PKK, eingesetzt hatte, da sich ihr Rückzugsgebiet in Nordirak befindet.

Trotz der anhaltenden militärischen Erfolge wird das Geschehen von Angriffen auf Dörfern und Zivilisten überschattet. Im Dorf Sidan wurden vier Zivilisten durch türkische Luftangriffe getötet. In Sharbazher, ein beliebter örtlicher Ferienort wurden ebenfalls drei Zivilisten aus dem gleichen Grund ermordet. Im letzteren Falle gibt es sogar mehrere Videos, die Luftangriffe inmitten badender Leute zeigt. Die Türkei legitimiert derartige Aktionen dadurch, dass sich PKK-Kämpfer unter Zivilisten mischten bzw. sich als solche verkleiden würden, um sich unentdeckt bewegen zu können.

Während es kaum zu Gefechten kommt und die PKK das gebirgige Terrain für ihren Guerillakampf und strategische Rückzüge nutzt, veröffentlichten sie auch mehrere Videos von Kämpfen zwischen PKK-Kämpfern und türkischen Streitkräften. Dabei konnten sie erfolgreich mehrere türkische Kampfpanzer beschädigen oder zertören. Dennoch liegt die militärische Überlegenheit klar auf Seiten der Türkei, die Frage ist eher, ob die PKK sich erfolgreich vor den türkischen Angriffen verstecken kann und somit nicht an eigenen Kapazitäten einbüßen muss.

Die Region um Sinjar gehört zur Provinz Nirnaweh und wird vor allem von Jesiden bevölkert. Als der Islamische Staat an die Grenzgebiete von Sinjar näher rückte, zogen sich die eigentlich für die Gebiete zuständigen Truppen der irakischen Armee und kurdischen Peschmerga zurück, Letztere entwaffneten sogar die wenigen jesidischen Bürgermilizen. Erst die Intervention der PKK und ihre Errichtung und Unterstützung verschiedener Milizen (darunter die jesidische YBS) konnte das durch den Genozid verursachte Leid weiter verhindern. Nach den Gefechten zwischen Peschmerga und irakischer Armee 2017 gelangte die Zentralregierung wieder über die Kontrolle von Sinjar, wobei sie weiterhin die Region mithilfe der PKK verwaltet bzw. ihre Präsenz duldet. Die Armee und USA selber haben einen Observierungsposten auf dem höchsten Berg errichtet.

 

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