Türkische und amerikanische Militärbasen im Irak mit Drohnen angegriffen

In der Nacht zum Donnerstag kam es im Norden des Iraks zu außergewöhnlichen Vorfällen, als der von den USA als Militärbasis genutzte Flughafen in der kurdischen Hauptstadt Erbil und ein türkischer Stützpunkt weiter westlich von bisher unbekannten Kräften attackiert wurde, die mindestens einen türkischen Soldaten töteten. Zum ersten Mal kam es dabei nicht nur zum Einsatz von Raketen gegen diese beiden Länder, sondern auch von Suizid- bzw. Kamikazedrohnen, die in der Region bisher nur im größerem Ausmaß im Jemen genutzt wurden. Trotz der außerordentlichen Zustände handelt es sich um ein weiteres Kapitel des irakischen Widerstandes gegen zwei Nationen, die in weiten Teilen als Besatzungsmächte angesehen werden, nachdem es seit Februar zu mehreren solcher Operationen gegen die USA gekommen ist. In der Vergangenheit standen schiitische Gruppierungen dahinter, die enge Beziehungen zum Iran pflegen und regelmäßig den Vereinigten Staaten mit Vergeltungsschlägen drohen. Als Reaktion bombardierte die USA bereits mehrmals schiitische Organisationen im Irak und Syrien, wodurch die Eskalationsspirale weiter angeheizt wird. Auch diesmal ist eine amerikanische Reaktion nicht auszuschließen.

Die ersten Berichte sprachen von einem Raketenangriff auf das türkische Zalekeen-Militärcamp in der Provinz Nineveh, wodurch drei Zivilisten verletzt und ein türkischer Soldat getötet wurde. Nur wenige Stunden später ergab sich ein ähnliches Szenario in der nordirakischen Großstadt Erbil, der Regierungssitz des kurdischen Autonomiegebiets und ein wichtiger Ort für US-Streitkräfte. Dort kam es zum erstmaligen Einsatz von Angriffsdrohnen, jedoch existieren keine Berichte vom genauen Waffentyp und den verursachten Schäden, wahrscheinlich eher minimal. Die Verwendung einer Suiziddrohne ist ein starker Indikator für einen iranischen Hintergrund, da ansonsten nur Israel und die Türkei in der Region solche Drohnen produzieren. Mitte Februar ereignete sich ein sehr ähnliches Ereignis, als eine amerikanische und türkische Militärbasis in der Region mit Raketen angegriffen wurden. Kurz darauf bekannte sich eine bis dato unbekannte schiitische Gruppierung „Ashab al-Kal“ mit der Begründung dazu, dass beide Kräfte Besatzungsmächte darstellen und insbesondere die Türkei mehrmals im Kampf gegen die kurdische PKK mit der Besetzung irakischer Territorien drohte.

Aufgrund dieser Umstände gelten schiitisch-irakische Milizen als die wahrscheinlichsten Täter, auch da sie das größte Interesse an zunehmenden Angriffen auf das amerikanische Militär besitzen. Der Islamische Staat ist nicht gänzlich auszuschließen, jedoch entsprechen die neuesten Attacken den Drohungen jener Organisationen, die sich innerhalb des irakischen Dachverbandes der „Volksmobilisierungseinheiten“ (PMF) organisiert haben, welche eine Teileinheit der irakischen Streitkräfte darstellen und mehrheitlich einen schiitischen Hintergrund haben, wovon auch Einige iranische Unterstützung erhalten. Seitdem derartige Milizen US-Militär auf dem Gelände des Erbil-Flughafens im Norden des Landes angegriffen haben, nimmt die Eskalation im westlichen Nachbarlandes des Irans erheblich zu. Als Vergeltung bombardierte die neue US-Administration unter Präsident Joe Biden einen Kontrollpunkt der „Kataib Hisbollah“ in Ostsyrien, Mitglied der PMF und enger Verbündeter der Irans, die angeblich auch an dem Angriff auf den Flughafen beteiligt war. Dieser Abschreckungsversuch scheint seine Wirkung aber verfehlt zu haben, wie der neue Drohnenangriff auf Erbil beweist. Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die USA nun wieder neue Luftschläge in Syrien plant, da sie im Irak als Teileinheit des irakischen Militärs eine gewisse Immunität besitzen.

Offiziell wurden die letzten anti-amerikanischen Angriffe im Irak durch diverse kleinere Splittergruppen durchgeführt, z.B. bekannte sich zum Raketenangriff auf den Flughafen in der kurdischen Hauptstadt Erbil die Organisation „Saraya Awliya al-Dam“, welche ebenfalls für mehrere Sabotageaktionen gegen die amerikanische Botschaft in Bagdad verantwortlich sind. Die nun angegriffenen Milizen wie Kataib Hisbollah distanzierten sich zuletzt von derartigen Aggressionen, sind aber dennoch regelmäßig die Zielscheibe Israels und der USA. Al-Dam nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da sie angeblich als „Frontorganisation“ anderer schiitischer pro-iranischer Milizen dient, beispielsweise der Kataib Hisbollah oder Asaib Ahl al-Haq, um relativ ungestört Operationen auf das US-Militär durchführen zu können, ohne selber mit den Folgen konfrontiert zu werden.

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