Russland tötet 200 IS-Kämpfer in Syrien

Die russische Nachrichtenagentur Interfax vermeldet am Montag eine Militäroperation der russischen Luftwaffe in der syrischen Zentralwüste. Demnach wurden bei der Mission bis zu 200 Anhänger des Islamischen Staates getötet, welche sich in geheimen Tunnelsystem aufgehalten haben soll und regelmäßige Überfälle auf Verteidigungsstellungen der syrischen Streitkräfte oder auf Zivilisten durchführen, was sich als eine immer größer werdende Herausforderung herausstellt, die versprengten IS-Kämpfer in der riesigen Wüste „Badia al-Sham“ zu bekämpfen. Seit zwei Monaten haben derartige Überfälle der Terrormiliz erheblich zugenommen, der IS erweitert nicht nur sein Operationsgebiet von Ostsyrien bis in Zentralsyrien hinein, sondern auch ihre Angriffsziele wie kritische Energieinfrastruktur für Syrien. Russland fliegt vermehrt Angriffe, jedoch blieben konkrete Erfolge bisher größtenteils aus, auch wenn die Angabe von 200 getöteten Extremisten eher inflationärer Natur ist.

Das Angriffziel lag einige Kilometer nördlich von Tadmur, der moderne Name der antiken Stadt Palmyra. Auf dem attackierten Stützpunkt seien zwei Unterschlüpfe zerstört worden, zudem Munition, Autos und Anlagen zur Herstellung von Sprengsätzen, insgesamt 500 Kilogramm an Waffensystemen. In einer späteren Stellungnahme von Interfax ist keine Rede mehr von 200 getöteten Dschihadisten, auch da es sich um einer eher ausgedachte Zahl handelt, gemessen daran dass wenige Luftschläge nicht einen derart großen Schaden verursachen können und die Entdeckung eines großen Trainingslagers des Islamischen Staat erst drei Jahre seit der Eroberung von Tadmur ein großes Fiasko bedeuten würde. Insgesamt handelt es sich dennoch um den ersten konkreten Erfolg gegen den IS in der syrischen Wüste, auch wenn Russland seit Monaten und Jahren von erfolgreichen Einsätzen gegen die Terrormiliz berichtet.

Die syrische Regierung kann aufgrund der Waffenruhe im Nordwesten des Landes Ressourcen für Anti-IS-Operationen freimachen, jedoch ist ein Großteil der Armee weiterhin an den Frontlinien mit der Opposition gebunden. Zuletzt starteten Milizen wie die aus Aleppo stammende Liwa al-Quds eigene Säuberungsoffensiven, die zum Fund mehrerer geheimer Waffendepots, der Eliminierung mehrerer IS-Kämpfer oder dem Ausheben von angeblichen „Hauptquartieren“ führte. Dabei erleidet Liwa al-Quds aber auch schwere Verluste, über das letzte Jahr hinweg sollen sich die Verlustzahlen im dreistelligen Bereich befinden. Auch Russland agiert zunehmend aktiver im Kampf gegen den Islamischen Staat, in erster Linie geben sie Luftunterstützung. Passend dazu errichtet Russland derzeit einen eigenen Militärflughafen nördlich von Palmyra in Zentralsyrien, welches sich nahe jenem Gebiet befindet, in dem die Terrormiliz aktiv ist und der letzte russische Luftangriff erfolgte.

Der IS besitzt im Norden und Osten des Landes weiterhin eine große Präsenz, obwohl der offiziell aus dem Land vertrieben wurde. Schläferzellen erstrecken sich quasi über das gesamte Gebiet, welches von ihnen einst kontrolliert wurde und nährt sich teilweise aus der Unterstützung der lokalen, arabischen Bevölkerung. Inzwischen wird der Islamische Staat mutiger und dringt immer tiefer in Syrien hinein, zuletzt verübten sie Angriffe im Osten der Provinz Hama oder im Süden von Raqqah, wo sich der IS seit Jahren nicht mehr zeigte. Die UN schätzt die Anzahl der verbliebenen IS-Kämpfer in Syrien und Irak auf 10.000, wobei eine Mehrheit davon im Irak aktiv ist.

Die Wüste zwischen Syrien und Irak (Badia al-Sham) ist Operationsbasis und Rückzugsgebiet der versprengten IS-Kräfte in Syrien. Aufgrund des ungünstigen Terrains und kaum existenter Infrastruktur können sich die mobilen IS-Kämpfer ungehindert bewegen und damit den ständigen Säuberungskampagnen der kurdisch-arabischen „Syrischen Demokratischen Kräfte“, der syrischen Armee oder irakischer Streitkräfte entfliehen. Zwar starten alle Fraktionen immer wieder Säuberungskampagnen in der Wüste, jedoch gibt es stets ernsthafte Zweifel am Erfolg derartiger Operationen, da bereits in der Vergangenheit die erhoffte Wirkung ausblieb und man stattdessen nach kurzer Zeit wieder mit den üblichen Überfällen zu kämpfen hatte. Aufgrund der Präsenz islamistischer Aufständische in anderen Teilen Syriens ist es der syrischen Regierung auch nicht möglich, einen Großteil ihrer Kräfte und Kapazitäten auf die Bekämpfung des Islamischen Staates zu konzentrieren.

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