Huthi-Rebellen erobern Territorium in Saudi-Arabien

In den letzten Tagen und Wochen konnten die jemenitisch-zaidischen Houthi-Rebellen beachtliche Folge im Kampf gegen Saudi-Arabien vorweisen und sogar einige Gebiete innerhalb des feindlichen Nachbarstaates erobern bzw. halten. Am Samstag veröffentlichten die Houthis ein fast 40 Minuten langes Video, in der sie das Ergebnis ihrer Militäroperation im nordwestlichen bzw. südwestlichen Grenzgebiet zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien zeigen, vor allem neben der Eroberung von Dutzenden Militärposten die Erbeutung von etlichen Waffen und Fahrzeugen, Gefangennahme von Soldaten und Ermordung mehrerer Kämpfer und Söldner. Erneut beweist sich darin die mangelnden militärischen Fähigkeiten Saudi-Arabiens, die trotz hochmoderner Waffensysteme und internationaler Unterstützung nicht dazu fähig sind, ihre eigenen Grenzen zu verteidigen, während ihre jemenitischen Bündnispartner ebenfalls zunehmend gegen die Houthis verlieren.

Öffentlichen Angaben von Ansar Allah, dem offiziellen Organisationsnamen der Houthi-Rebellen, zufolge wurden auf einer Fläche von über 150 Quadratkilometern 40 Militärstellungen im Jemen und Saudi-Arabien überrannt bzw. eingenommen, mit dem Schwerpunkt in der saudi-arabischen Provinz Jizan. Demnach wurden dabei 60 Fahrzeuge erbeutet und ein Großteil von ihnen zerstört, da die Houthis Guerillataktiken verfolgen und zumindest schwere Fahrzeuge nur sehr selten eingesetzt werden. Hinzu kommen vermeintlich 200 getötete Kämpfer und Soldaten, wobei derartige Angaben meist inflationärer Natur ist und die tatsächliche Ziel wesentlich niedriger liegen wird. Ein Großteil der „Grenzwachen“ von Saudi-Arabien sind Söldner, die wahlweise aus Jemen oder dem Sudan importiert sind und dementsprechende Sicherheitsaufgaben übernehmen. Auch saudische Soldaten befinden sich unter den getöteten oder gefangen genommenen Personen, das genaue Ausmaß ist jedoch unklar.

Insgesamt konnten sie einen Grenzstreifen zwischen den beiden Ländern wiedererobern und einige Kilometer in Saudi-Arabien vordringen. In dem veröffentlichten Video ist beispielsweise der Ort al-Khobar in Sichtweite der Houthi-Kämpfer, welches etwa sechs Kilometer von der Landesgrenze entfernt liegt. Auch ist darin zu sehen, mit welcher Leichtigkeit Houthi-Kämpfer den Gegner in die Flucht zwingen können während die behelfsmäßig gebauten Verteidigungspositionen an der Grenze wenig bis keinen Schutz bieten. Die Desorganisation und fehlende Moral ist eines der größten Probleme für Saudi-Arabien, dessen Probleme seit ihrer Intervention 2015 im jemenitischen Konflikt bestehen.

Zum selben Zeitpunkt starteten die Houthi-Rebellen mehrere Drohnen- und Raketenangriffe auf militärische und logistische Ziele in Saudi-Arabien, vor allem in der Provinz Jizan. Dort wurden militärische Ziele wie Basen in der 100 Kilometer entfernten Stadt Khamis Mushait und der dazugehörige King-Khalid-Flughafen mit Drohnen attackiert, das Ergebnis unklar. Saudi-Arabien berichtete wenige Stunden zuvor, mit Sprengstoff beladene „Kamikaze-Boote“ im Roten Meer abgefangen bzw. erfolgreich zerstört zu haben, bevor sie Schaden anrichten konnten.

Raketen- und Drohnenangriffe der Houthis auf die Infrastruktur Saudi-Arabiens sind nichts ungewöhnliches. Bereits in der Vergangenheit setzten die Houthis immer wieder Kampfdrohnen gegen feindliche Ziele ein, darunter befanden sich auch eine Aramco-Erdölraffinerie in der saudi-arabischen Provinz Jizan oder bei Riad. Die meisten Angriffe beschränken sich aber auf die Grenzregion, Bombardierungen von einer Entfernung sind bisher sehr selten gewesen, dort wurden bevorzugt Raketen genutzt. Auch wurde der Internationale Khalid-Flughafen der Vereinigten Arabischen Emirate im vergangenen Jahr mithilfe einer Drohne attackiert, ein Jahr später wurden Kameraaufnahmen veröffentlicht, welche die Zerstörung mehrerer LKWs auf dem Flughafengelände zeigt. Die „Drohnenflotte“ der jemenitischen Aufständische entwickelt sich zunehmend zur gefährlichsten Waffe im Kampf gegen die Mitglieder der Arabischen Koalition im jemenitischen Konflikt.

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