Irakische Milizen setzen Drohnen gegen amerikanisches Militär ein

Irakische Widerstandsbewegungen gegen die Präsenz ausländischer Militärkräfte können in letzter Zeit auf ein erweitertes Arsenal und Know-How im Kampf gegen die USA setzen. Durch iranische Unterstützung setzen verschiedene schiitische Milizen immer mehr auf Kampf- und Aufklärungsdrohnen, die immer öfters gegen amerikanische Militärbasen und Konvois eingesetzt werden und sich dabei zu einer ernsthaften und tödlichen Gefahr entwickeln, die die USA bisher unterschätzt hat. Seit der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimanis im Irak befinden sich die Vereinigten Staaten im Visier einer bis dato nicht dagewesenen Aufrüstung, die immer weiter zu eskalieren scheint und das letztendliche Ziel verfolgt, die USA aus dem Land zu vertreiben.

Der erste Drohnenangriff geschah im April, als der Flughafen der kurdischen Hauptstadt Erbil von mehreren Raketen und Drohnen attackiert wurde, welcher vom US-Militär mitbenutzt wird. Seitdem haben sich derartige Vorfälle vervielfacht, zuletzt kam es zu einer Angriffsoperation in der westirakischen Provinz Anbar: Zwei Drohnen konnten von der irakischen Luftabwehr der al-Assad-Militärbasis abgeschossen werden, bevor sie amerikanische Soldaten auf ebendiesem Stützpunkt töten konnten. Auch wenn tatsächlich vorzeigbare Erfolge von Drohnen ausbleiben, erweisen sie sich als effektives Mittel um Verteidigungssysteme zu umgehen und können bei zunehmender Entwicklung und Einsatz an Tödlichkeit zunehmen, wie die Drohnen der jemenitischen Houthi-Rebellen gegen Saudi-Arabien beweisen.

Drohnentaktiken werden in der Zukunft eine größere Rolle spielen, weswegen die mehrheitlich schiitisch-irakischen „Volksmobilisierungseinheiten“ bei einer Militärparade im kommenden Monat auch zwei ihrer Drohnensysteme öffentlich zur Schau stellen werden, wie bereits einsehbare Vorbereitungen belegen. Während der genaue Typ nicht geklärt sind, ähneln ihre Designs stark dem iranischen und jemenitischen Vorbild, wobei Letztere ihre Drohnentechnologie ebenfalls aus dem Iran beziehen. Die irakisch-iranischen Drohnensysteme entspringen dabei aber auch oftmals von den USA selbst, nämlich in Form des „Reverse Engineering“ bzw. der Nachkonstruktion durch erbeutete oder abgeschossene Drohnen. Darunter fällt beispielsweise die erst vor wenigen Tagen erstmals eingesetzten „Switchblade“-Systeme, ein Kamikazedrohne die ursprünglich nur vom amerikanischen Militär in Syrien und Irak eingesetzt wurde. Südlich der Hauptstadt Bagdad wurden mehrere solcher Switchblade-Drohnen durch das irakische Militär abgeschossen bevor sie ihr Ziel erreichen konnten, die möglicher Täterschaft dahinter wird einer irakischer Gruppierung zugeschrieben.

Aufgrund dieser Umstände gelten schiitisch-irakische Milizen als die wahrscheinlichsten Täter, auch da sie das größte Interesse an zunehmenden Angriffen auf das amerikanische Militär besitzen. Der Islamische Staat ist nicht gänzlich auszuschließen, jedoch entsprechen die neuesten Attacken den Drohungen jener Organisationen, die sich innerhalb des irakischen Dachverbandes der „Volksmobilisierungseinheiten“ (PMF) organisiert haben, welche eine Teileinheit der irakischen Streitkräfte darstellen und mehrheitlich einen schiitischen Hintergrund haben, wovon auch Einige iranische Unterstützung erhalten. Seitdem derartige Milizen US-Militär auf dem Gelände des Erbil-Flughafens im Norden des Landes angegriffen haben, nimmt die Eskalation im westlichen Nachbarlandes des Irans erheblich zu. Als Vergeltung bombardierte die neue US-Administration unter Präsident Joe Biden einen Kontrollpunkt der „Kataib Hisbollah“ in Ostsyrien, Mitglied der PMF und enger Verbündeter der Irans, die angeblich auch an dem Angriff auf den Flughafen beteiligt war.

Offiziell wurden die letzten anti-amerikanischen Angriffe im Irak durch diverse kleinere Splittergruppen durchgeführt, z.B. bekannte sich zum Drohnenangriff auf den Flughafen in der kurdischen Hauptstadt Erbil die Organisation „Saraya Awliya al-Dam“, welche ebenfalls für mehrere Sabotageaktionen gegen die amerikanische Botschaft in Bagdad verantwortlich sind. Die nun angegriffenen Milizen wie Kataib Hisbollah distanzierten sich zuletzt von derartigen Aggressionen, sind aber dennoch regelmäßig die Zielscheibe Israels und der USA. Al-Dam nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da sie angeblich als „Frontorganisation“ anderer schiitischer pro-iranischer Milizen dient, beispielsweise der Kataib Hisbollah oder Asaib Ahl al-Haq, um relativ ungestört Operationen auf das US-Militär durchführen zu können, ohne selber mit den Folgen konfrontiert zu werden.

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