Islamischer Staat starteten Gegenangriff gegen Kurden, entführen Hunderte

Der Islamische Staat konnte im Euphrat-Tal den Vorstoß der von den USA unterstützten „Syrischen Demokratischen Kräften“ (SDF) aufhalten und eine Gegenoffensive initiieren, die mit Hunderten getöteten, entführten oder gefangen genommenen Kämpfern und Zivilisten endete. Es ist der größte Verlust der SDF seit Anbeginn der Operationen in der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor, wo der Islamische Staat seit jeher mehrere Städte und Dörfer am nördlichen Ufer des Euphrats kontrolliert. Die finale Phase der Operation „Jazira Storm“ scheint damit zunächst beendet, der IS konnte erfolgreich seine Gebiete verteidigen und sämtliche verloren gegangenen Territorien seit Juni wiedererobern.

Der Gegenangriff startete inmitten der immer wieder aufkommenden Sandstürme in der syrischen Wüstenregion, unter diesem Sichtschutz starteten IS-Kämpfer mehrere Angriffe auf die erst kürzlich von der SDF eroberten Dörfer nahe der irakischen Grenzregion. Dort konnte man die die SDF unter der militärischen Schirmherrschaft des eher für seine Fähigkeiten in Verruf geratenen „Deir ez-Zor-Militärrat“ aus den Dörfern Bughuz und al-Barah erfolgreich wieder vertreiben, nachdem sie erst vor wenigen Wochen gesichert wurden. Zudem fanden Gefechte nördlich der einst 30.000 Einwohner zählenden Stadt Haijin statt, dem größten Ort unter IS-Kontrolle.

Bei diesen Gegenangriffen der Dschihadisten wurden Dutzende gefangen genommen oder getötet, die dem IS nahe stehende Nachrichtenagentur AMAQ veröffentlichte mehrmals Bilder von Anhängern des arabisch-kurdischen Milizenbündnisses. Zudem konnte man auch mindestens ein Fahrzeug des Typs Maxxpro-MRAP erbeuten, welches von der USA nach Nordsyrien geliefert wurde. Außerdem sollen Hunderte von sunnitischen Familien entführt worden sein, welche kurz zuvor aus dem IS-Gebiet flüchteten und nun in provisorisch errichteten Flüchtlingslagern nahe den Frontgebieten Schutz suchten. Auch kam es weit hinter den Frontlinien zu Guerillaangriffen der Dschihadisten. In dem Dorf al-Busayrah, etwa 70 Kilometer nördlich von Haijin, konnte man demnach zwei SDF-Kämpfer kritisch verletzen.

Insgesamt war die Gegenoffensive ein voller Erfolg. Ohnehin war die SDF seit Jahren nicht dazu fähig, die letzte Exklave der Terrormiliz erfolgreich zu vernichten, maximal nur zu isolieren. Generell werden mehrere Gründe für den ausbleibenden Erfolg genannt: Der für die Operationen zuständige Militärrat genießt einen schlechten Ruf bezüglich militärischer Kompetenzen und ist eher mit Vorwürfen der Korruption und Rekrutierung ehemaliger IS-Mitglieder beschäftigt. Zudem bestehen die Einheiten größtenteils aus Kurden und Araber, die weit entfernt von ihrer eigentlichen Heimat im Norden kämpfen. Einigen Aussagen zufolge soll die USA aber einen effektiven Endschlag gegen den Islamischen Staat verhindern, so würde damit eine Legitimation für die weitere Präsenz in Syrien wegfallen. Außerdem attackieren die Dschihadisten immer wieder die Städte der syrischen Regierung auf der anderen Uferseite, wodurch sie sich untereinander schwächen.

Die syrische Regierung kann auf diesen Kampf keinen Einfluss nehmen, da die USA den Euphrat als eine Grenze für die einseitig ausgerufene „Deeskalationszone“ erklärte und die syrische Armee somit nur auf das südliche Ufer beschränkt ist, wo der IS bereits 2017 vertrieben wurde.

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