Syrische Armee vor den Toren der zweitgrößten Stadt Idlibs

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Am vergangenen Samstag startete die Syrisch-Arabische Armee (SAA) und verbündete Gruppierungen mehrere Angriffe in den letzten, noch von Islamisten kontrollierten Provinzen Idlib und Teilen Aleppos, die bereits am ersten Tag erhebliche Erfolge verzeichnen konnten. Die als Weiterführung der im Dezember gestarteten Idlib-Offensive geltende Operation hat die Eroberung der zweitgrößten Stadt Idlibs, Maraat al-Numan, zum Ziel. Syrische Streitkräfte stehen nur noch weniger als einen Kilometer vor den Stadteingängen des Ortes entfernt, wollen aber scheinbar zunächst noch Maraat al-Numan umzingeln und von der Außenwelt abschneiden. Zudem kam es zu den intensivsten Gefechten, die Aleppo seit Jahren erlebt hatte.

Mit neuer Initiative konnte die SAA unter anderem die Ortschaften Talmenes, Maar Shamshah, Dayr Sharqi und Dayr Gharbi erobern können. Alle Orte liegen im Umkreis von etwa einem Kilometer östlich von Maraat al-Numan. Damit stehen die syrischen Streitkräfte nur noch etwa 500 Meter vor den Stadttoren entfernt, einigen Berichten zufolge konnten sie diese bereits erreichen. Es gibt auch erste Gerüchte von der Eroberung des Ortes al-Ghadfah weiter nordöstlich von Maraat, was darauf hindeuten könnte, dass man die einst 60.000 Einwohner zählende Stadt weiter umkreisen bzw. mit der Offensive weiter nördlich vorstoßen würde. Sollten sich die Aufständischen entscheiden, die inzwischen evakuierte Stadt verteidigen zu wollen, könnte es zum schwierigen und tödlichen Häuserkampf kommen.

In den westlichen Stadtteilen von Aleppo, die seit Jahren die Frontlinie zu den verschiedenen oppositionellen Gruppierungen bildeten, starteten Armeeeinheiten einen mit Artillerie- und Luftangriffen unterstützten Großangriff auf feindliche Positionen im Vorort Khan al-Asal.  Obwohl die Operation unter der Führung der 4. Division, die zu den effektivsten Einheiten der syrischen Armee zählt und inbesondere auf eine große Panzerflotte zurückgreifen kann, stattfindet, gab es bisher keine Bodengewinne zu verzeichnen. Gerüchten zufolge soll der Angriff aber nur die derzeitige Offensive in Idlib entlasten, indem man den Gegner zur Truppenverlegung nach Aleppo zwingen will. Die Millionenstadt Aleppo ist seitdem immer wieder Ziel von Mörser- und Raketenangriffen durch Islamisten geworden, wodurch Dutzende Zivilisten getötet wurden.

Die neuesten Gefechte haben zur Massenflucht von Zivilisten geführt, Zehntausende Menschen fliehen aus dem Großraum Aleppo in Richtung türkisch-syrischer Landesgrenze. Die Meisten von ihnen kehren nicht zum ersten Mal ihrer Heimat den Rücken. Durch die intensiven Bombardements Syriens und Russlands wurden auch Dutzende Zivilisten ermordet, alleine in der gleichnamigen Provinzhauptstadt wurden 15 Personen auf einem Marktplatz getötet. Im Gegentausch werden durch die anhaltenden Mörser-Angriffe ebenfalls Dutzende Zivilisten in Aleppo getötet.

Die kurz vor Weihnachten gestartete Offensive im Südosten Idlibs der syrischen Armee stellt der eigenen Darstellung zufolge die „zweite Phase“ der Idlib-Offensive dar, nachdem es im Mai zur ersten größeren Operation in Nord-Hama gekommen ist und in dessen Folge mehrere wichtige Städte wie Khan Sheikhoun erobert wurden. Das genaue Ziel der derzeitigen Offensive ist nicht klar, Gerüchten zufolge soll aber die zweitgrößte Stadt der Provinz, Maraat al-Numan, und sämtliche Gebiete östlich der M5-Autobahn, welche Hama und Aleppo miteinander verbindet, gesichert werden. Dies entspreche etwa einem Drittel des gesamten, von der Opposition gehaltenen Territoriums in Idlib.

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