Kurdischer Aufstand in Afrin dauert an

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Die inzwischen vollständig von der Türkei und ihre syrischen Stellvertreter beherrschte Region Afrin im Nordwesten Syriens kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Tagtäglich sorgen kurdische Milizionäre für Verluste in den Reihen der Islamisten, im Untergrund dauert ein brutaler Guerillakampf gegen die derzeitigen „Besatzer“ an, die wiederum die über Jahre hinweg aufgebaute Zivilgesellschaft und Lebensgrundlage der Bewohner Afrins zerstören. Es ist kein Ende für die immer öfters auftretenden Attentate und Anschläge in Sicht, die pro-türkischen Rebellen scheinen bisher dazu unfähig, gegen die Rebellion vorzugehen, welche innerhalb der kurdischen Originalbevölkerung enorme Beliebtheit genießt.

Erst vor einer Woche gelang es Guerillakämpfern der sogenannten „Olive Wrath“-Gruppierung (ein Deckname für die verschiedenen Organisationen unter der Führung der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG)), einen Pick-Up nahe Maatbali zu sprengen und dabei vier Kämpfer der Gruppe „Sultan Suleihman“ zu töten. Einen Tag zuvor griff man eine Militärbasis der Hamza-Brigade an, wobei ebenfalls nach eigenen Angaben vier Islamisten getötet wurden. Noch am selben Tag zerstörte man ein weiteres Fahrzeug von Faylaq al-Sham auf dem Weg nach Afrin. Im Dorf Shara wurden vor zwei Wochen drei Milizionäre getötet. Die YPG selber erleidet sehr wenige Verluste, über die Monate hinweg wohl nicht mal im zweistelligen Bereich.

Die bisherigen Ziele beschränken sich vor allem auf die Kämpfer verschiedener Organisationen, darunter beispielsweise die Sarmakad-Brigade, Mustafa-Regiment, Faylaq a-Sham oder Ahrar al-Sham. Aber es wurden auch Lokalpolitiker exekutiert, so wurde der Politiker Akash Ahmed vor zwei Monaten getötet,  welcher Mitglied im von der Türkei gebildeten Stadtrat Afrins ist. Generell scheint die Frequenz der getöteten Kämpfer zugenommen zu haben, fast täglich kommt es dadurch zumindest zu einem Toten. Inzwischen attackiert man auch vermehrt Pick-Ups, in denen sich meist vier pro-türkische Söldner befinden. Bei Jinderes könnten sie sogar einen T-55-Panzer erfolgreich zerstören.

Die Unterstützung für die Volksverteidigungseinheiten nährt sich auch aus der destruktiven Wut der Islamisten. Derzeit versucht man die weitläufigen Olivenplantagen zu zerstören und die dadurch entstandenen Hölzer gewinnbringend in die Türkei zu verkaufen. Afrin ist nicht nur bekannt für seine Olivenbäume, auch haben Oliven vor Ort eine enorme symbolische Bedeutung (nicht umsonst nannte die türkische Armee ihre Offensive in Afrin „Operation Olivenzweig“). Immer wieder entstehen Brände auf den Plantagen, die den Aufständischen zugeschrieben werden. Die noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Eisenbahnstrecken werden von verschiedenen Organisationen abgebaut und das Metall eingeschmolzen, alles für den eigenen Gewinn.

Hinzu kommen die Entführungen, wo angebliche YPG-Anhänger gefoltert und meist erst nach einer hohen Lösegeld freigelassen. Die islamistische Organisation Ahrar al-Sharqiya hat nach eigenen Angaben fünf Kämpfer von Faylaq al-Sham dabei erwischt, wie sie ein Mitglied von al-Sharqiya entführen wollten, den sie für einen Zivilisten hielten. Der Machtkampf macht inzwischen nicht mehr vor den eigentlichen Verbündeten Halt.  Seit der „Befreiung“ durch türkische Verbände regiert in Afrin die Korruption.

Weder die Türkei, noch pro-türkische Aufständische konnten bisher erwähnenswerte Erfolge gegen die Guerillakämpfer vorweisen, hin und wieder werden aber kleinere Waffenlager mit Granaten und Handfeuerwaffen gefunden. Ein Großteil der involvierten Gruppierungen scheint auch wenig gewillt, aktiv gegen dieses Problem vorzugehen. Die Hauptaktionen scheinen eher die Folter und Festnahme von einfachen Zivilisten zu sein, die erst gegen ein höheres Preisgeld wieder frei gelassen werden. Mit diesen Aktionen und den internen Kämpfen nähren sie das Chaos und die Unterstützung innerhalb der Bevölkerung für den Guerillakampf gegen die fremden Besetzer. Erst vor kurzem kündigte man an, in eine neue „Phase“ des Guerillakampfes zu treten.

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